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6. Dezember 2021
Tschechische Republik: Nachruf auf Petr Uhl (1941‒2021)
Von Catherine Samary und Hubert Krivine
Es hat uns bewegt, als wir erfahren haben, dass Petr Uhl am 1. Dezember nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben ist. Wie die polnischen marxistischen Aktivisten Jacek Kuroń und Karol Modzelewski Mitte der 1960er Jahre verkörperte Petr Uhl in der Tschechoslowakei, mitten im Prager Frühling 1968, in unseren Augen den lebendigen Ausdruck einer radikalen Kritik an der Herrschaft der Einheitspartei im Namen der sozialistischen Ideale, die sie zu verkörpern vorgab.
Schlagwörter: Alain Krivine, Anna Šabatová, Charta 77, Dubček, Jacek Kuroń, Jaroslav Šabata, Karol Modzelewski, Komitee zur Verteidigung von zu Unrecht Verfolgten, KPČ, Petr Uhl, Prager Frühling, VONS
6. Dezember 2021
Glasgow flops, direct action rocks!
Von Gerhard Klas
Soz Nr. 12/2021 | Die Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen sind abermals gescheitert von Gerhard Klas Mit 40.000 Teilnehmenden war Glasgow der größte Klimagipfel, den es je gab. Ähnlich wie der Gipfel in Kopenhagen 2009 wurde seine Bedeutung symbolisch aufgeladen: Der britische Premier Boris Johnson sprach vom «inklusivsten Gipfel» aller Zeiten und meinte damit die Teilnahme vieler Betroffener vor allem aus dem globalen Süden. Sie sollten eine Stimme bekommen. Aber es kam ganz anders. Mehr als 500 fossile Lobbyisten und die vielen ihnen nahe stehenden Mitglieder von Regierungsdelegationen verhinderten faktisch politische Entscheidungen, die eine Wende zur Rettung des Klimas herbeiführen könnten. Die Freude der deutschen Umweltministerin über vermeintliche Fortschritte teilen nicht viele, und das Schönschreiben des Gipfels durch Medien wie die Taz – er sei doch immerhin ein wichtiger Ort des Dialogs – kann gemessen […]
Schlagwörter: bla-bla-bla, falsche Lösungen, Glasgow, Kernenergie, UNO, Weltklimakonferenz
6. Dezember 2021
Die falsche Klimastrategie der Vereinten Nationen
Von Daniel Tanuro
Mehr erneuerbare Energien… und mehr Emissionen von Daniel Tanuro Die versprochene «Klimaneutralität» bedeutet keinen «globalen Ausstieg» aus den fossilen Brennstoffen. Allen hehren Versprechungen zum Trotz steigen die CO2-Emissionen ständig weiter. Die größten Umweltverschmutzer wetten einfach darauf, dass bis 2050, oder sogar 2060, Technologien bereitstehen werden, das emittierte Kohlendioxid wieder «einzufangen». Vom Durchbruch der erneuerbaren Energien wird ein Ausweg aus der Klimakrise erwartet. Ihr Vormarsch ist in der Tat real, vor allem im Bereich der Stromerzeugung. In den letzten zwanzig Jahren ist der Anteil der erneuerbaren Energien am weltweiten Energiemix um durchschnittlich 13,2 Prozent pro Jahr gestiegen. Der Preis für die grüne Kilowattstunde ist sehr günstig geworden (vor allem bei Onshore-Windkraft und Photovoltaik). Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) werden in den nächsten zehn Jahren mehr als 80 Prozent der Investitionen im Stromsektor in erneuerbare […]
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Klimakonferenz COP26: Genug mit blah blah, nur kämpfen lohnt sich!
Von Daniel Tanuro
Daniel Tanuro, 26.10.2021 Die zunehmende Zahl von Klimakatastrophen auf der ganzen Welt ist das Ergebnis einer Erwärmung von „nur“ 1,1° bis 1,2° Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter. Nach der Lektüre des 1,5°C-Sonderberichts des IPCC[1] wird jede vernünftige Leserin zum Schluss kommen, dass alles, aber auch wirklich alles getan werden muss, um die Erde weit unter diesem Erwärmungsniveau zu halten. Darüber hinaus steigen die Risiken sehr schnell an.[2] Es besteht sogar die wachsende Möglichkeit, dass eine Kaskade positiver Rückkopplungen dazu führt, dass der Planet unumkehrbar in Richtung eines „Treibhauses“ kippt, was schließlich zu einem Meeresspiegel führen würde, der dreizehn oder sogar mehrere Dutzend Meter höher liegt als heute.[3] Ein unvorstellbares Schreckensszenario… ganz sicher unvereinbar mit der Existenz von sieben Milliarden Menschen auf der Erde! In Anbetracht der seit dem weltweiten Klimagipfel (Rio, 1992) – und […]
Schlagwörter: COP26, Glassgow, globale Erwärmung, Klimakonferenz, Klimakrise, Naomi Klein, Strategie, Tanuro, Vision, Weltklimakonferenz
2. November 2021
Mikis Theodorakis: Der Patrizier, der die Hochkultur proletarisierte
Von Nikos Chilas
Geboren am 29. Juli 1925 – Gestorben am 2. September 2021 von Nikos Chilas Mit Pop-Musik hatte er wenig im Sinn. Und auch nicht mit Jazz. Mikis Theodorakis war nicht von den musikalischen Strömungen angesteckt, die in der Nachkriegszeit die westliche Welt überfluteten. Mit seinem eigenen, mal melancholischen, mal anarchischen Sound aber konnte er zeitweise die Welt mehr rocken als es der härteste Rock jemals vermochte. Das Ideal des weltbekannten Komponisten war eigentlich die Klassik, besonders die deutsche, bereichert mit dem antiken „Melos“, der „kosmischen Harmonie“, wie sie der Philosoph Pythagoras definierte. In seiner Jugend wähnte Theodorakis sich als der „griechische Bach und Beethoven“. Dieses künstlerische Credo hat er in den fünfziger Jahren, während seines Studiums am Konservatorium von Paris, ins Politische umgewandelt. „Ich wollte klangliche Wandmalereien schaffen, allerdings mit absolut lebendigen Materialien“ erklärte […]
Schlagwörter: Griechenland, Kommunist, Komponist, Mikis Theodorakis, Musiker, Patriot, Widerstandskämpfer
2. November 2021
Bosch will Münchener Werk schließen – kein Bedarf mehr für Benzinpumpen
Von Interview mit Miyase Erdogan
Umstellung der Produktion auf Umweltprodukte gefordert Interview mit Miyase Erdogan Miyase Erdogan arbeitet seit 34 Jahren bei der Firma Bosch in München. Sie ist Ersatzbetriebsrätin und Vertrauensfrau. Das Gespräch führte Bea Sassermann. Du arbeitest seit 34 Jahren bei Bosch. Was ist das Augenfälligste, was sich in der Zeit verändert hat? Wir waren mal 1600, wie ich angefangen habe im Bosch-Werk, jetzt sind wir nur noch 260, 270. Ich habe all die Abbaumaßnahmen mitgemacht. Vor 16 Jahren, im Jahr 2005, hat unser Betriebsrat einen Beschäftigungssicherungsvertrag mit dem Arbeitgeber geschlossen, und die ganze Zeit haben wir dafür von unserem Lohn abgegeben. Das ist heftig. Wir haben gelesen: Bosch beabsichtigt, das Werk zu schließen oder zu verlagern. Wie ist da derzeit die Lage? Die Leute sind sehr besorgt, unruhig, verärgert, wütend, beleidigt. Natürlich haben sie Angst um […]
Schlagwörter: Autozulieferer, Bosch, klimaschutz, Konversion, München, Produktionsumstellung, Umweltprodukte, Werkschließung, Widerstand
27. Oktober 2021
Kommunismus in Graz: Verankerung, Verankerung, Verankerung
Von Violetta Bock
von Violetta Bock „Sprechstunde mit Elke Kahr unter der Treppe“ – so steht es auf einem unscheinbaren weißen Zettel am Volkshaus in Graz. Das Volkshaus ist ein großzügiges Gebäude in der Lagergasse 98a im Bezirk Gries. Hier, im Arbeiterstadtteil, befindet sich der Sitz der KPÖ. Direkt nebenan ein Bildungs- und Kulturzentrum. Fast 38 Prozent wählten hier die kommunistische Partei. In ganz Graz wurde die KPÖ mit 28,84 Prozent stärkste Kraft, verglichen mit 2017 legte sie um satte 8,5 Prozent zu und landet damit bei der Gemeinderatswahl am 26. September 2021 vor ÖVP (25,91%), Grünen (17,32%), FPÖ (10,61%) und SPÖ (9,53%). Vor allem in den Innenstadtbezirken hat die KPÖ ihre Mehrheit erhalten, in den äußeren Bezirken ist noch die ÖVP am stärksten. Die Stadt am südöstlichen Alpenrand hat ein junges Flair. Gut 290.000 Menschen wohnen […]
Schlagwörter: Elke Kahr, Graz, Kommunisten, kommunistische Bürgermeisterin, KPÖ-Graz, Linker Wahlsieg, Wahlsieg
20. Oktober 2021
Die Tschikweiber – das Theaterstück
Von Dieter Braeg
In Hallein wird die Geschichte der Tabakarbeiterinnen aufgeführt von Dieter Braeg ‹Tschikweiber haums uns g’nennt›. Die Zigarrenfabriksarbeiterinnen von Hallein. Berlin: Verlag Die Buchmacherei, 2015. 326 S., 20 Euro Hallein, eine österreichische Stadt etwa 20 Kilometer von Salzburg entfernt, hat eine lange Geschichte. 2500 v.u.Z. gab es im Gebiet des Dürnbergs erste Siedlungen. Schon damals spielte die Salzgewinnung eine wichtige Rolle. Bis heute prägt der Salzabbau die Geschichte der Stadt, zu deren Reichtum er beigetragen hat. Es gibt in Hallein aber noch eine andere wichtige und berichtenswerte Geschichte. Da geht es um Frauen, Arbeit und Alltagsleben. Noch heute werden in der österreichischen Mundart Zigarren- oder Zigarettenstummel als «Tschik» bezeichnet. Als die Eisenbahn das bisherige Transportmittel, die Salzschifffahrt, ablöste und hunderte Arbeitsplätze plötzlich verschwanden, kam der Salzbergbau in die Krise. Da wurde im Jahre 1869 im […]
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Für Paul – eine Dankrede
Von Angela Klein
Was war Paul für uns? In zwei Worte gefasst: ein Lehrer und ein treuer Weggefährte. Ein Lehrer war er durchaus im Sinne von Bert Brecht: „Er hat gelehrt… Dass das weiche Wasser in Bewegung Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.“ Wer wen besiegt, interessierte damals den Zöllner, dem Brecht in diesem Gedicht ein Denkmal setzt, weil er dem Weisen seine Weisheit entreißt. Es interessiert uns heute immer noch.„ Wer wen besiegt, interessierte damals den Zöllner, dem Brecht in diesem Gedicht ein Denkmal setzt, weil er dem Weisen seine Weisheit entreißt. Es interessiert uns heute immer noch. Paul musste man die Weisheit nicht entreißen, er gab sie ganz freiwillig preis. Ihm war es ein Bedürfnis, sein umfangreiches Wissen mitzuteilen, auch im persönlichen Gespräch, außerhalb von Veranstaltungen. Und es bereitete […]
Schlagwörter: Abschied, Dankesrede, Paul Kleiser, Trauer, Würdigung
12. Oktober 2021
Afghanistan: Die USA haben den Krieg verloren. Der US-Imperialismus wird sich nicht verändern.
Von Gilbert Achcar
Von Gilbert Achcar | 09.10.2021 Die Vereinigten Staaten erlitten im Irak und in Afghanistan ernste Niederlagen, ebenso wie in Vietnam. Aber wir sollten Änderungen der US-Militärstrategie nach katastrophalen Fehlschlägen nicht mit einer Abkehr von den imperialistischen Zielen der USA verwechseln. Voreilige Nachrufe? Das Debakel der von den USA gestützten afghanischen Marionettenregierung hat zu unzähligen Nachrufen auf die imperiale Macht Amerikas inspiriert. Diese Nachrufe sind voreilig. Die Antikriegsbewegung sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass mit dem Rückzug der USA aus Afghanistan die Ära der imperialistischen Kriegsführung der USA zu Ende gegangen sei. Was stattfindet, ist nichts anderes als ein Neustart und eine Aktualisierung der Lehren, die aus Vietnam gezogen wurden, um ein intelligenteres Management und eine höhere Kosteneffizienz der US-Militärengagements zu erreichen – es geht nicht darum, von der globalen Dominanz der imperialen Macht […]
Schlagwörter: Afghanistan, Debakel, Gilbert Achcar, Kampf gegen den Terrorismus, Terrorismus, US-Imperialismus