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Offener Brief gegen den Missbrauch der Holocaust-Gedenkarbeit

– unterzeichnet von Holocaust- und Antisemitismusforschern verschiedener Institutionen. Omer Bartov, Christopher R. Browning, Jane Caplan, Debórah Dwork, Michael Rothberg, u.a. Die Berufung auf die Erinnerung an den Holocaust vernebelt unser Verständnis des Antisemitismus, dem Juden heute ausgesetzt sind, und stellt die Ursachen der Gewalt in Israel-Palästina gefährlich falsch dar.

2023-11-22T12:23:22+01:0022. November 2023|

Was gesund erhält und was krank macht: Die entscheidenden Determinanten von Krankheit sind ­gesellschaftlich

Der Aufstieg der Naturwissenschaften im 19.Jahrhundert befeuerte die Illusion, Krankheiten seien durch medizinische Maßnahmen zu »besiegen« oder gar durch eine erbbiologisch basierte Bevölkerungspolitik »auszumerzen«. Doch gab es innerhalb der Medizin auch kritische Stimmen, bspw. die von Rudolf Virchow. Er führte Krankheiten wesentlich auf mangelhafte soziale Verhältnisse zurück. Deshalb plädierte er für eine »soziale Medizin«, die die Arbeits-, Wohn- und Ernährungsverhältnisse in den Blick nimmt.

2023-04-26T16:25:36+02:0016. Februar 2023|

Der Revolutionär und der Seelenarzt. Helmut Dahmer: Trotzki, die Psychoanalyse und die kannibalischen Regime

Der Autor des Klassikers Libido und Gesellschaft. Studien über Freud und die Freudsche Linke (die dritte erweiterte Auflage erschien 2013, urspr. 1982) ist dafür bekannt, die Werke von Marx und Freud als zwei verschiedene und doch verwandte Ansätze »kritischer Theorie« zu verstehen. Mit seinem neuen Buch führt er die Arbeit fort, beide Theorien miteinander zu konfrontieren und zu zeigen, wie sie sich wechselseitig befruchten können.

2023-04-26T16:26:25+02:008. Januar 2023|

Helmut Qualtinger (1928–1986): Kein Freund der Wiener Gemütlichkeit

Vor 35 Jahren, am 29. September 1986, starb in Wien Helmut Qualtinger. Ihn verband mit Wien eine Hassliebe, denn er hielt nichts von der Unterwürfigkeit der Wiener. Das Aufbegehren gegen Autoritäten zog sich durch sein ganzes Leben und immer hatte er einen besonders kritischen Blick auf die Mächtigen. Die Wiener Gemütlichkeit, mit der man versuchte, ihn zu umschmeicheln, war ihm zuwider.

2021-12-16T16:44:50+01:0012. Dezember 2021|

Mikis Theodorakis: Der Patrizier, der die Hochkultur proletarisierte

Geboren am 29. Juli 1925 - Gestorben am 2. September 2021 von Nikos Chilas Mit Pop-Musik hatte er wenig im Sinn. Und auch nicht mit Jazz. Mikis Theodorakis war nicht von den musikalischen Strömungen angesteckt, die in der Nachkriegszeit die westliche Welt überfluteten. Mit seinem eigenen, mal melancholischen, mal anarchischen Sound aber konnte er zeitweise die Welt mehr rocken als es der härteste Rock jemals vermochte. Das Ideal des weltbekannten Komponisten war eigentlich die Klassik, besonders die deutsche, bereichert mit dem antiken „Melos", der „kosmischen Harmonie", wie sie der Philosoph Pythagoras definierte. In seiner Jugend wähnte Theodorakis sich als der „griechische Bach und Beethoven". Dieses künstlerische Credo hat er in den fünfziger Jahren, während seines Studiums am Konservatorium von Paris, ins Politische umgewandelt. „Ich wollte klangliche Wandmalereien schaffen, allerdings mit absolut lebendigen Materialien" erklärte ...

2021-11-03T01:17:57+01:002. November 2021|

Hitchhiker to the galaxy

An den Rand notiert von Rolf Euler Der Sommer der Überschwemmungen und Brände brachte in heftiger und oft tödlicher Art noch mehr Aufklärung über die Probleme, vor denen die Menschheit und die Natur stehen. Im Gegensatz dazu übertrumpfen sich die reichsten Menschen mit «Erfolgsmeldungen» ihrer Fahrt in den nahen Weltraum. Mit Milliarden haben sich der Brite Richard Branson mit seiner Raumfahrtfirma Virgin Galactic und der ehemalige Amazon-Chef Jeff Bezos im Juli eine – nicht mal neue – Sicht auf die Erde erlaubt, mit lobenden Worten über die einmalige Aussicht. Tesla-Chef Elon Musk wird sich anschließen. Das ist kein Spiel «Wer hat den größten», sondern die moderne Form des Bads im Geldspeicher à la Dagobert Duck – wer kann die Milliarden mit großem Aufsehen verpulvern, als Reichster der Welt zeigen, dass man sich das leisten ...

2021-09-16T00:32:57+02:0016. September 2021|

Das Gespenst der unerhörten Klassen: Der Kampf um die Wut der unerhörten Klassen ist die entscheidende politische Frage unserer Zeit

von Slave Cubela Ein Gespenst geht um in der Welt. Es ist nicht das Gespenst des Kommunismus und es erschreckt keineswegs nur die herrschenden Klassen. Wenn es erscheint, taucht es plötzlich auf. Immer wieder ist auch die politische Linke irritiert von seiner Wucht. Es kennt viele Erscheinungsformen. Manchmal betritt es die Bühne in kleinen Gruppen, manchmal in großen Massen. Manchmal ist es voll nihilistischer Brutalität, manchmal wiederum gibt es den Lebenden mit seiner Militanz echte Hoffnung. Und immer dann, wenn es langsam wieder in Vergessenheit gerät, taucht es wieder an einem neuen Ort der Welt auf, ruhelos, suchend, verwirrend. Das Gespenst, das ich meine, ist das Gespenst der eruptiven, politischen Gewalt. Seit der Finanzkrise 2008/2009 hat ein Zyklus gewaltsamer Kämpfe und Phänomene begonnen, der bis heute anhält. Zu ihm zählen neben anderem islamistische Attentate, ...

2021-07-09T00:58:51+02:009. Juli 2021|

So geht Organizing: Die Rothe Ecke – kleiner Raum mit großer Mission

«Dort, wo wir stehen, leben, arbeiten und wohnen, wollen wir die Gesellschaft ein Stück gerechter und rebellischer machen» von Violetta Bock Im Juli 2014 taten sich ein paar Menschen zusammen, um aus eigener Kraft die Rothe Ecke zu gründen und damit eine gemeinsame Vision umzusetzen. Die Rothe Ecke ist ein Eckladen mit Schaufensterfronten zu beiden Seiten mitten im Stadtteil Rothenditmold in Kassel. Daher hat sie auch ihren Namen. Das Rot passt aber auch ganz gut zum Inhalt. Es ging eben nicht darum den xten linken Szeneladen aufzubauen, sondern einen Ort zu schaffen, an dem sich Nachbar:innen wohl fühlen und Infrastruktur vorhanden ist für gemeinsame Organisierung. Das ist in Rothenditmold dringend nötig. Nicht umsonst ist in dem Stadtteil mit etwa 7000 Einwohner:innen die Wahlbeteiligung traditionell am niedrigsten. Bei der letzten Kommunalwahl schenkten gerade mal 23 ...

2021-07-08T22:07:47+02:008. Juli 2021|

Grenzen: Das Filmfestival «Crossing Europe» in Linz, 1. – 6. Juni 2021

von Kurt Hofmann Als erstes Filmfestival im deutschsprachigen Raum hat das Festival «Crossing Europe» unter Beachtung strenger Präventionsmaßnahmen und bei großem Publikumsinteresse wieder physisch stattgefunden. Mila. Griechenland 2020, Regie: Christos Nikou Eine Pandemie: Das auslösende Virus verdammt seine Opfer zu Gedächtnisverlust. Das Leben, welches sie zuvor geführt haben, die Erinnerung an ihre Liebsten, ja selbst ihr Name: all dies scheint gelöscht. Freilich hat der fürsorgliche Staat schon einen Plan entwickelt, wie die Betroffenen wieder ins Leben zurückfinden könnten: Sie erhalten nach der Behandlung im Spital eine Wohnung sowie ein wenig Taschengeld und müssen «lebensnahe» Aufgaben lösen, um wieder in den Alltag und (eine neue) Identität zurückzufinden… Aris, der Protagonist, wird an der Endhaltestelle eines Busses vom Fahrer gefragt, wo er denn eigentlich hinwoll(t)e. Doch das weiß er nicht, ebensowenig, wie er später «Angaben zur ...

2021-07-08T01:35:11+02:008. Juli 2021|