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8. Juli 2021
Der Anfang vom Ende Jugoslawiens
Von Heiko Bolldorf
Vor 30 Jahren erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von Heiko Bolldorf* Am 25.Juni 1991 erklärten Slowenien und Kroatien, die nördlichsten Teilrepubliken Jugoslawiens, ihre Unabhängigkeit. Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, die zum kompletten Zerfall Jugoslawiens führte. Der Zerfall Jugoslawiens war von mehreren grausamen Kriegen begleitet. Oftmals werden diese mit «ethnischem Hass» erklärt. Diese Auffassung widerspricht jedoch den Fakten. Noch 1990 sprach sich bei einer repräsentativen Umfrage nur eine Minderheit von 16 Prozent für die Unabhängigkeit der verschiedenen Teile Jugoslawiens aus, in Kroatien traten gerade einmal 10 Prozent für die vollständige Unabhängigkeit ein. Wie konnte es trotzdem so weit kommen? Unbestreitbar trieben in den 80er Jahren Teile der intellektuellen und politischen Elite eine Renaissance des serbischen Nationalismus voran, die in anderen Landesteilen ebenfalls zu nationalistischen Reaktionen führte. Aber warum konnten nationalistische Akteure so stark werden? […]
Schlagwörter: Kroatien, Marktwirtschaft, Nationalismus, Selbstverwaltung, Serbien, Slowenien, Tito, Yugoslawien, Yugoslawienkrieg, Zerstörung Yugoslawiens
8. Juli 2021
Die Hamas – Verbündete oder Feind?
Von Moshe Machover
Ihre Rolle im jüngsten palästinensischen Aufstand von Moshe Machover Die «Islamische Widerstandsbewegung», Hamas, seit 2007 die politisch führende Kraft im Gaza-Streifen, ist eine Widerstandsbewegung. Es gibt keine Symmetrie zwischen ihr und dem Staat Israel, der ein von messianischem Rassismus befeuertes, zionistisches Kolonialregime führt, das bestrebt ist, die «jüdische Vorherrschaft» aufrechtzuerhalten. Aber es handelt sich um eine reaktionäre Widerstandsbewegung, die gegenüber den zwei Millionen Palästinensern ein theokratisches und frauenfeindliches Unterdrückungsregime führt. Hamas ist gewiss keine «terroristische Organisation» – diese Beschreibung trifft eher auf Israel zu, das die palästinensische Bevölkerung immer wieder mit Attentaten und verheerenden Zerstörungen heimsucht. Israel ist auch eine rücksichtslose Atommacht, die eine Gefahr für die ganze Welt darstellt – was man von Hamas nicht sagen kann! «Terrorist» ist ein willkürliches Attribut, das Leuten angehängt wird, die von bestimmten Regime nicht gemocht werden. […]
8. Juli 2021
Israels Führung hat sich verrechnet
Von Moshe Machover
Nach der Provokation auf dem Tempelberg stellt sich die Frage: wer hat gewonnen, wer verloren? von Moshe Machover* Die mehrfache Provokation der palästinensischen Bevölkerung in Jerusalem Anfang Mai durch israelische Siedler und Polizei hat eine Vorgeschichte. Die Wahlen zur Knesset am 23. März hatten keine Regierungsmehrheit ergeben, sie führten nicht zu dem, was Netanyahu wollte: eine Koalition, die ihm Immunität von Anklagen wegen Korruption und Bestechung verschaffen würde, für die er derzeit vor Gericht steht. Netanyahu hat deshalb versucht, einen «nationalen Notstand» herbeizuführen. Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran wurden wieder aufgeheizt, es gab eine Reihe von Attentaten, dazu Provokationen gegen iranische Schiffe im Mittelmeer usw. Die tatsächliche Krise fand dann nicht an der iranischen Front, sondern in Jerusalem statt. Es gibt einige Hinweise darauf, dass sie provoziert wurde, was höchstwahrscheinlich auf seine […]
WEITERLESEN8. Juli 2021
So geht Organizing: Die Rothe Ecke – kleiner Raum mit großer Mission
Von Violetta Bock
«Dort, wo wir stehen, leben, arbeiten und wohnen, wollen wir die Gesellschaft ein Stück gerechter und rebellischer machen» von Violetta Bock Im Juli 2014 taten sich ein paar Menschen zusammen, um aus eigener Kraft die Rothe Ecke zu gründen und damit eine gemeinsame Vision umzusetzen. Die Rothe Ecke ist ein Eckladen mit Schaufensterfronten zu beiden Seiten mitten im Stadtteil Rothenditmold in Kassel. Daher hat sie auch ihren Namen. Das Rot passt aber auch ganz gut zum Inhalt. Es ging eben nicht darum den xten linken Szeneladen aufzubauen, sondern einen Ort zu schaffen, an dem sich Nachbar:innen wohl fühlen und Infrastruktur vorhanden ist für gemeinsame Organisierung. Das ist in Rothenditmold dringend nötig. Nicht umsonst ist in dem Stadtteil mit etwa 7000 Einwohner:innen die Wahlbeteiligung traditionell am niedrigsten. Bei der letzten Kommunalwahl schenkten gerade mal 23 […]
Schlagwörter: Kampf, Nachbarschaft, Organisation, Selbstermächtigung, Selbstorganisation, Stadtteilarbeit, Widerstand
8. Juli 2021
Gewerkschaft der Lokführer vs. Deutsche Bahn
Von Violetta Bock
Die Medienschlacht tobt schon längst, der Arbeitskampf beginnt jetzt von Violetta Bock Die erste Arbeitskampfmaßnahme, die der GDL-Vorsitzende Weselsky in der Pressekonferenz am 24. Juni ankündigt, ist die Urabstimmung unter den 37.000 Mitgliedern, die bei der Bahn beschäftigt sind. Es ist eher ungewöhnlich, dass die Gewerkschaft nicht zuerst mit Warnstreiks beginnt, doch dahinter steckt ein klarer Plan. Stärke beweisen müsse die GDL nicht, die Streiks von 2014/15 sind vielen noch ein Begriff und haben anschaulich vor Augen geführt, was passiert, wenn Eisenbahner:innen die Arbeit niederlegen. Grund für die Urabstimmung ist jedoch die komplizierte Situation, in der die Tarifverhandlungen stattfinden. Es geht nicht nur um 1,5 Prozent mehr oder weniger, sondern auch um das Tarifeinheitsgesetz. Liest man die Pressemitteilungen von der DB AG und der GDL, klingen manche Passagen recht ähnlich. Beide Seiten stellen sich […]
Schlagwörter: DB, Deutsche Bahn, Eisenbahnerstreik, GDL, Gewerkschaft der Lokführer
8. Juli 2021
Grenzen: Das Filmfestival «Crossing Europe» in Linz, 1. – 6. Juni 2021
Von Kurt Hofmann
von Kurt Hofmann Als erstes Filmfestival im deutschsprachigen Raum hat das Festival «Crossing Europe» unter Beachtung strenger Präventionsmaßnahmen und bei großem Publikumsinteresse wieder physisch stattgefunden. Mila. Griechenland 2020, Regie: Christos Nikou Eine Pandemie: Das auslösende Virus verdammt seine Opfer zu Gedächtnisverlust. Das Leben, welches sie zuvor geführt haben, die Erinnerung an ihre Liebsten, ja selbst ihr Name: all dies scheint gelöscht. Freilich hat der fürsorgliche Staat schon einen Plan entwickelt, wie die Betroffenen wieder ins Leben zurückfinden könnten: Sie erhalten nach der Behandlung im Spital eine Wohnung sowie ein wenig Taschengeld und müssen «lebensnahe» Aufgaben lösen, um wieder in den Alltag und (eine neue) Identität zurückzufinden… Aris, der Protagonist, wird an der Endhaltestelle eines Busses vom Fahrer gefragt, wo er denn eigentlich hinwoll(t)e. Doch das weiß er nicht, ebensowenig, wie er später «Angaben zur […]
Schlagwörter: Christos Nikou, Filmfestival, Filmfestival Crossing Europe, Linz, Mila, Pari, Siamak Etemadis, The wire, Tiha K. Gudac
1. Juli 2021
Video-Doku der Ökosozialistische Konferenz vom 12./13. Juni 2021 im Schiefergebirge (Thüringen)
Von Wilfried Hanser
mit Links zu den Referaten und Dikussionen (siehe unten) 2. Ökosozialistische Konferenz der ISO Der Klimakatastrophe begegnen 29.06.2021 Die 2. Ökosozialistische Konferenz der ISO beschäftigte sich mit den verschiedenen Ursachen für die Klimakatastrophe, wie der Tierindustrie. Außerdem diskutierten die Teilnehmer*innen über mögliche Auswege und wie wir diese erreichen können. Am 12. und 13. Juni fand im Schieferpark Lehesten in Thüringen die zweite Ökosozialistische Konferenz der ISO mit ca. 30 Teilnehmenden statt, davon zwei Drittel Mitglieder der Organisation. Unsere Devise: „Der Katastrophe begegnen“. Wo stehen wir in der sozialistischen Auseinandersetzung mit der Klimakatastrophe? Welche Lücken gilt es dabei zu füllen und wie sollten wir unsere Arbeit ausrichten? Gerahmt von diesen Fragen wurden auf der Konferenz als zentrale Themen die Verkehrspolitik und die Landwirtschaft diskutiert. Faktoren der Klimakatastrophe und der Gegenwehr Zum Auftakt der Konferenz diskutierten […]
Schlagwörter: 2021, Kapitalismuskritik, Ökofeminismus, ökologische Landwirtschaft, Ökosozialismus, ökosozialistische konferenz, Verkehrswende
29. Juni 2021
C. L. R. James: Black Jacobin und kritischer Theoretiker des Panafrikanismus
Von Elfriede Müller
von Elfriede Müller* Für den schwarzen Schriftsteller und Aktivisten aus Trinidad waren Sklavinnen und Bauern eine revolutionäre Kraft. Cyril Lionel Robert James (1901–1989) war einer der originellsten linken Denker des 20.Jahrhunderts. Als Sohn eines Lehrers in Trinidad unter britischer Herrschaft geboren, politisierte sich James in England. Er stieß zur trotzkistischen Bewegung und wurde britischer Delegierter bei der Gründung der IV. Internationale 1938 in Paris. Während des Abessinienkriegs 1935 war er Sprecher der englischen Solidaritätsbewegung mit Äthiopien. 1938 verfasste James die erste antistalinistische Studie zur Komintern, World Revolution, die den Stalinismus zum Hauptschuldigen für das Ausbleiben der Weltrevolution erklärte. Er emigrierte in die USA und «bildete dort die Dritte Welt in der trotzkistischen Partei». Die Socialist Workers Party (SWP) schuf eine Abteilung für «Negro Work», eine offizielle Erklärung definierte die Schwarzen als Avantgarde der proletarischen […]
WEITERLESEN29. Juni 2021
Faschisten leugnen den Klimawandel – warum?
Von Andreas Malm
Der weiße Mann beherrscht die Welt, weil er ein schnelles Auto hat. Dem Technorassismus auf der Spur von Andreas Malm Zwei Tendenzen greifen derzeit ineinander: der Anstieg der Temperaturen und der Aufstieg der extremen Rechten. Was passiert, wenn beide aufeinander treffen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen beiden? Andreas Malm und das Zetkin Collective haben gemeinsam ein Buch über den Zusammenhang von Klimaleugnung und Rassismus herausgebracht, White Skin Black Fuel (Weiße Haut, schwarzer Brennstoff – über die Gefahr eines fossilen Faschismus). Darin gehen sie der Frage nach, wie sich die Position der extremen Rechten zum Klimawandel in den letzten dreißig Jahren geändert hat und wie es kommt, dass rassistische Einstellungen eine Verbindung mit Klimaleugnern eingehen. Wir veröffentlichen hier den ersten Teil eines Auszugs aus dem Mitschnitt einer Videokonferenz, die der Blog rs21scotland am 7.April mit […]
Schlagwörter: Faschisten, Klimawandel, Rassismus
29. Juni 2021
Zum 50. Todestag von Georg Lukács.
Von Jürgen Meier
1.Teil: „Die Renaissance des Marxismus“ von Jürgen Meier Sein Buch „Die Theorie des Romans“ hatte Lukács1 bereits 1916 zu einem berühmten Schriftsteller gemacht. Nachdem er 1918 der KP beigetreten war und 1919 Volkskommissar der ungarischen Räterepublik wurde, entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Marxisten des 20. Jh., dessen Theorien noch immer polarisieren. In der SU, Ungarn oder DDR galt er lange Zeit als Revisionist. Mihály Vajda, Ehrenvorsitzender der „Intern. Lukács Gesellschaft“ negiert ihn völlig: „Lukács als Philosoph existiert nicht mehr.“2 Vajda hat seinen Lehrer Lukács gegen Nietzsche eingetauscht! Lukács schrieb über Philosophie, Literatur, Ästhetik, Politik. Mit seinem Buch „Geschichte und Klassenbewusstsein“ (1923), das die marxistische Dialektik retten sollte, begann sein Weg der „Renaissance des Marxismus“. Er kritisierte 1967 sein Frühwerk. Das habe zwar richtig die Entfremdung erstmals seit Marx als Zentralfrage der Kritik […]
Schlagwörter: Georg Lukacs