Junge afghanische Frauen in Kabul 1970

Verlassen und verraten, die Frauen Afganistans. Der kapitalistische Westen hat offiziell abgedankt, seine sich selbst zugeschriebene Funktion der Verteidigung der Demokratie und damit auch für die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung auszuüben. Diese Aufgabe muss spätestens ab jetzt die internationale Solidarität der sozialen Bewegungen illusionslos und ganz alleine übernehmen. Die Aufgabe wiegt schwer und ist bitter notwendig. Und sie ist auch eine große Chance, diese Ziele und weitere, die auch die soziale Dimension einschließen und deutlich über erstere hinaus gehen, mit vollem Einsatz anzustreben.

Die chaotische und überstürzte Flucht der neokolonialen Mächte USA, Deutschland, GB etc. aus Afgahistan zeichnen ein beredtes Bild ihrer Prioritäten: Ausgeflogen wird nur das eigene Personal, Zivilflüge sind gestrichen. Es werden zwar einige Tausend Soldaten nach Afghanistan geschickt. Diese haben aber lediglich den Auftrag, das eigene Botschafts- u.a. Personal zu schützen und deren sicheren Abzug zu garantieren. Auf die Idee, Grenzkorridore für vor den Taliban Flüchtende offen zu halten, ist bei den Heerscharen der „Verteidiger der Freiheit am Hindukusch“ offenbar keiner gekommen bzw. es ist einfach völlig egal, was aus den Menschen in Afghanistan wird. Selbst aus denen, die gestern noch Hilfsdienste für die neokolonialen Mächte geleistet haben und jetzt besonders in Gefahr sind, zur Zielscheibe von Racheaktionen der Taliban als „Verräter“ zu werden.