von Redaktion

Johnny war ein nachdenklicher, beharrlicher, liebenswürdiger, sanfter Mensch, einer der verstehen und sich nicht mit billigen eingeübten Erklärungen abspeisen lassen wollte, einer, der den Dingen, der Geschichte, auf den Grund ging.

Keiner in Österreich kannte die Geschichte des jüdischen Selbstverständnisses in Österreich so gut wie er, kaum eine/r, der die Situation im mittleren Osten, insbesondere die schmerzliche Realität in Israel, wirklich verstand wie Johnny.  So erarbeitete er auch wesentliche Grundlagen für die Politik Bruno Kreiskys im Nahen Osten. Wegen seiner differenzierten Herangehensweisee und vor allem wegen seiner kompromisslos humanen, universalistischen und internationalistischen Haltung wurde er maximal auf die „Seite der Anderen“ im Standard oder einen gelegentlichen Kommentar am Rande des ORF verbannt, ein Lehrstuhl an der Uni wurde ihm für immer verwehrt. Dabei hatte er so vieles zu sagen! Mit seiner aufrechten und differenzierten Haltung eckte er immer wieder an: Bei der offiziellen Politik, an der Uni, bei der jüdischen aber auch bei der palästinensischen und arabischen Community. Sie brachte ihm viele Nachteile für die berufliche Laufbahn ein, aber er blieb sich stets treu und war bereit, den Preis zu zahlen. Aber genau diese Haltung schätzten viele Menschen, auch wenn sie mit ihm stritten und seine Meinung nicht teilten: Auf Johnny konnte man sich verlassen. An ihm konnte man sich orientieren, wie an einem Kompass. So lautet auch die Übersetzung des Namens der Sektion der IV. Internationale in Israel/Palästina „Matzpen“, der er sich Zeit ihres Bestehens verbunden fühlte.

Manchmal konnte man hinter seiner Freundlichkeit, seinem Verständnis und feinen Humor auch eine Traurigkeit durchschimmern sehen. Hängt sie vielleicht mit seinen Erkenntnissen, wie schwer der Weg der Emanzipation und universellen Menschlichkeit ist, zusammen?

Trotz seinem profunden Verständnis lag ihm jeder Eigendünkel total fern. Er suchte immer das Gespräch und förderte junge Menschen, öffnete ihnen Türen, ermutigte sie zu besonderen Forschungen und zum Engagement für die Überwindung von Unmenschlichkeit, Unterdrückung und Diskriminierung. Stets ließ er anderen den Vortritt und stellte sich nie selbst in den Mittelpunkt.

Es schmerzt, dass John nun nicht mehr weiterforschen, -sprechen, Menschen miteinander in Verbindung bringen und handeln kann. Es sei denn durch diejenigen unter uns, die ihm zugehört haben und die er inspiriert und ermutigt hat. Johnny war ein Großer, der Maßstäbe gesetzt und Haltung bewiesen hat. Wir werden ihn, seine Weisheit und Menschenfreundlichkeit schmerzlich vermissen!