Die SPÖ hat ihre 1.Mai-Aktivitäten in die virtuelle Welt verlagert und auch die KPÖ hat ihren Auftritt auf eine „Online-Demonstration“ reduziert. Trotzdem waren Ring und Rathausplatz nicht leer.
Vom Praterstern zogen einige hundert Demonstrant*innen, die dem Aufruf von Mayday gefolgt waren, Richtung Ring und Rathausplatz. Neben mehreren kleinen Gruppen war auch Links, das linke Wahlbündnis für die Wiener Wahlen, präsent. Die SOAL hatte heuer keinen Infotisch aufgebaut, zog aber mit roter Fahne und aussagekräftigen T-Shirts über den Ring.

In Innsbruck nahmen – angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen – mit etwa 300 Teilnehmer*innen überraschend viele Menschen an der 1. Mai-Demo teil. In der Luft lag die Freude, dass es endlich wieder möglich ist, sich auf der Straße kollektiv zu artikulieren und gemeinsam öffentlich für Forderungen einzutreten. Viele Schilder bezogen sich auf die Corona-Pandemie und schlugen die Brücke zu aktuellen sozialen, gewerkschaftlichen, feministischen, ökologischen und demokratischen Forderungen. Die Teilnehmer*innen verhielten sich sehr diszipliniert, trugen ausnahmslos Mund-Nasenschutz-Masken und hielten den Corona-Sicherheitsabstand ein. Trotzdem war es eine bunte, lebendige Demo mit einer solidarischen Aufbruchsstimmung.
Organisiert wurde die Innsbrucker Demo vom inzwischen schon bewährten breiten Organisationen-Bündnis für den 1. Mai, das von einer großen Zahl von Organisationen unterstützt wurde: Angefangen vom feministischen Netzwerk über Migrant*innen-, Umwelt- und Tierschutz-, Jugend- und Studierendenorganisationen bis hin zu parteinahen Organisationen oder autonomen politischen Organisationen und vielen Einzelpersonen. Die Herausforderung bestand darin, die Corona-Schutzmaßnahmen sowie die Polizeiauflagen einzuhalten. Diese waren nicht ganz ohne: Alle Teilnehmer*innen mussten Schutzmasken tragen und selbstverständlich den Sicherheitsabstand von 1 m einhalten. Dieser wurde von der Polizei in den Vorverhandlungen so interpretiert, dass nur Schilder, Fahnen usw., die von einer Person alleine getragen werden können, verwendet werden durften, aber keine Transparente. Auch sollten keine Flugblätter verteilt werden. Mit Ausnahme der Ansage der Organisator*innen zum Beginn und Schluss durften auch keine Ansprachen auf einer Stehkundgebung gehalten werden, die Demo sollte durchgehend in Bewegung sein und dann rasch wieder aufgelöst werden. Die zahlreichen Reden wurden daher ins Internet in Form einer „Online-Demo“ transferiert und ab 17 Uhr „gesendet“.
Insgesamt kann die Demo als erfolgreichen Versuch, erstmals wieder die Straße als kollektiven politischen Raum zu nutzen, bilanziert werden.